Absage: Mazzaj Rap (Syrien) – 11 August 2017

Teilnahme bedeutet Akzeptanz…. Wir werden keinesfalls akzeptieren.

Wieder sind wir in einer Situation, in der wir keine andere Wahl haben, als die zu boykottieren; das folgt unmittelbar aus unserem politischen Engagement, das Mazzaj zu dem gemacht hat, was es ist. Deshalb erklären wir mit Stolz unseren Boykott des Popkultur-Festivals.

Vor ein paar Monaten wurde Abu Hajar von Mazzaj Rap zusammen mit Jemik Jemowit zu einem der wichtigsten Musikfestivals der Stadt, dem Pop-Kultur Festival Berlin, eingeladen. Die beiden Musiker haben lange daran gearbeitet, ein neues Musikprojekt vorzubereiten, wobei es ihnen auch um die Kritik an der „Willkommenskultur, am weißen Deutschland, an der Festung Europa“ geht. Sie haben beschlossen, ihr Projekt „Ausländerbehörde- foreigners/aliens bureau“ zu nennen, da diese Institution den Gipfel der Unterdrückung von Menschen darstellt, die gezwungen sind „Gründe“ dafür zu liefern, warum sie in Deutschland bleiben wollen. Die beiden Musiker haben sich für den Namen dieser Institution entschieden, da er offenbart, wie unglaubwürdig der Versuch der deutschen Regierung ist, sich als einladend, tolerant und offen darzustellen.

Mit diesem Projekt erklären die Musiker ihren Bruch mit den europäischen Werten der Moderne und des Kosmopolitismus.

Obwohl wir immer versuchen sicherzustellen, dass bei den Veranstaltungen keine Partnerschaft mit oder Unterstützung von Institutionen, Staaten oder Organisationen eingegangen wurden, die mit unseren politischen oder sozialen Überzeugungen unvereinbar wären, fand sich Mazzaj einmal in einer Situation, in der wir boykottieren mussten – nur wenige Stunden vor Beginn des betreffenden Festivals: Es hatte sich herausgestellt, dass dieses versuchte, das koloniale, rassistische und diskriminierende Verhalten des israelischen Staates zu beschönigen. Da wir in den vergangenen Jahren keinerlei Hinweise auf eine problematische Position von Popkultur gefunden hatten, haben wir zugesagt. Alles war bereit für unseren Auftritt, bis wir wenige Tage zuvor entdeckten, dass die israelische Botschaft in Deutschland Partner beim diesjährigen Festival ist.

Wir haben keine Minute gebraucht, um zu wissen, was wir zu tun hatten. Wir werden nicht an einem Festival teilnehmen, das die Partnerschaft einer Botschaft akzeptiert, die einen Staat und eine Regierung – unter der Leitung der rechten Partei Likud und Netanyahus – vertritt, die bei vielen verschiedenen Gelegenheiten ihre antiarabische, anti-muslimische und anti-schwarze Einstellungen offen ausgesprochen haben. In Anbetracht dessen und der Tatsache, dass auch von alle früheren Regierungen sich auf dieselbe Weise kolonialistisch verhalten haben, verstehen wir die Partnerschaft mit einer Botschaft in diesem Fall als einen Versuch, das Image ihrer Regierung aufzupolieren und ihr Verhalten gutzuheißen.

Das erklärte Ziel des Festivals, Künstler*innen unterschiedlicher Herkunft auf einer Bühne zusammenzubringen, kann unter solchen Bedingungen nicht erreicht werden.

Wir wenden uns nicht gegen eine Kultur, sondern gegen eine diskriminierende, koloniale Regierung. Es ist nicht nur eine Meinung, mit der wir nicht einverstanden sind, sondern eine ganze Reihe von repressiven Strukturen, die sich in der Politik des israelischen Staates manifestieren.

Es ist nicht nur eine Frage unterschiedlicher Meinungen, wie es unserer Auffassung nach einem grundlegenden gemeinsamen Verständnis entspricht: Neonazistischen, rassistischen, antisemitischen oder homophoben Bands sollte keine Bühne für ihre diskriminierenden Einstellungen und Hassreden geboten werden. Wir würden die Anwesenheit einer solchen Band nicht als Chance für einen konstruktiven Austausch betrachten. Unsere Weigerung, die Plattform mit den Vertreter*innen einer repressiven Regierung zu teilen, steht im Einklang mit unserem oben genannten Selbstverständnis.

In Anbetracht dessen und im Einklang mit unserem politischen Engagement gegen jede Form von Unterdrückung, Kolonialismus oder Diskriminierung erklären wir stolz unseren Rückzug von dem Festival, solange es die diskriminierende Politik Israels unterstützt, indem es mit ihm zusammenarbeitet, wie es das Logo auf der Pop-Kultur website zeigt. Unsere Teilnahme würde daher die Akzeptanz für das bedeuten, was diese Botschaft repräsentiert.

Wir fordern alle beteiligten Künstler*innen auf, eine ähnliche Position einzunehmen, um zu verdeutlichen, dass Kunst immer noch eine Botschaft ist, die über den einzelnen Bühnenaufritt hinausgeht, dass Kunst sich gegen alles wendet, was in dieser Welt regressiv und diskriminierend ist.

Wir möchten uns bei allen entschuldigen, die sich darauf gefreut haben zu hören, was wir auf die Bühne bringen würden, und hoffen, dass ‚Ausländerbehörde‘ auf einer anderen Plattform das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird.

Freiheit für alle Unterdrückten.

Abu Hajar von der Mazzaj Rap Band

Original

Absage: Islam Chipsy & EEK (Ägypten) – 13 August 2017

Wir, die ISLAM CHIPSY BAND, geben unseren Rückzug vom in diesem Monat stattfindenden Pop-Kultur Festival bekannt wegen der Teilnahme der israelischen Botschaft als einer der Sponsoren des Festivals bekannt , was wir bis heute nicht wussten.

Wir stellen klar, dass wir mit unserer Musik versuchen, sich jeglicher Art von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung gegeneinander zu widersetzen. Dies spiegelt unsere persönlichen Überzeugungen wider.

Original (Post nicht mehr verfügbar)

Archiv

Absage: Hello Psychaleppo (Syrien) – 14 August 2017

Bekanntmachung

Hello Psychaleppo wird nicht auf dem POP KULTUR Festival spielen, da das Festival von der israelischen Botschaft gesponsert wird. Zum Zeitpunkt meiner Zustimmung zur Teilnahme am Festival vor einigen Monaten gab es noch keine Sponsoren. Vielen Dank an meine Fans und Künstlerkolleg*innen, die mich auf dieses Sponsoring aufmerksam gemacht haben. Es tut mir leid für meine Fans, auf die ich mich gefreut habe, hoffentlich treffe ich euch auf einer anderen Bühne.

Absage: Emel Mathlouthi (Tunesien) – 15 August 2017

Liebe Freunde, ich habe mich darauf gefreut, noch in diesem Monat in Berlin aufzutreten, bis mir klar
wurde, dass das Festival von der israelischen Botschaft gesponsert wird. Jetzt, da ich das weiß, muss
ich mich zurückziehen.
Ich war ein paar Tage nach meinem letzten Auftritt in Karthago, Tunesien, weg und habe gerade
erfahren, was los ist, also danke für Eure Geduld.
Als ich zusagte, beim Pop-Kultur Festival aufzutreten, waren die Sponsoren noch nicht bekannt
gegeben worden. Ich danke meinen Fans und allen Aktivist*innen, die mich darauf aufmerksam
gemacht haben und entschuldige mich bei den Fans, auf die ich mich in dieser großartigen Stadt
gefreut habe. Wir hoffen, Euch bald wieder in Berlin zu sehen!
Während sich die Lage innerhalb und außerhalb Palästinas dramatisch verschärft, gibt es immer noch
etwas, was jede/r von uns tun kann: Solidarität und Empathie zeigen; als Künstler*innen beginnt es
damit, dass wir wahrhaftig sind und unserem Gewissen folgen.

Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels – 15 August 2017

Boykottiert das “Pop-Kultur” Festival in Berlin

Wie im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika sollte ein Regime der Unterdrückung und des Rassismus niemals im Kulturbereich begrüßt werden.

Die Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels zieht den Hut vor den Künstler*innen, die ihre Teilnahme am Pop-Kultur Festival abgesagt haben, um gegen dessen Sponsoring durch Israel zu protestieren. Wie im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika sollte ein Regime der Unterdrückung und des Rassismus niemals im Kulturbereich begrüßt werden, um sich den Anschein zu geben, sich für Offenheit, Integration und Menschenrechte einzusetzen.

Israel knüpft die Finanzierung der internationalen Tourneen israelischer Künstler*innen an die Unterzeichnung eines Vertrages, in dem sie sich verpflichten, „die politischen Interessen des Staates Israel durch Kultur und Kunst zu fördern“.

Ein hochrangiger israelischer Beamter hat zugegeben: „Wir sehen Kultur als ein hasbara [Propaganda]-Instrument ersten Ranges, und ich unterscheide nicht zwischen hasbara und Kultur“.

Ein anderer Beamter rief offen dazu auf, „bekannte Romanautor*innen, Theatergruppen, Ausstellungen und Schriftsteller*innen ins Ausland zu schicken, „um der internationalen Empörung über die Menschenrechtsverletzungen Israels mit einem „schöneren Gesicht“ zu begegnen“.

Wir verurteilen aufs Schärfste, dass Pop-Kultur das Sponsoring Israels akzeptiert hat als einen bewussten Akt der Mittäterschaft bei der Schönfärberei der israelischen Besatzungs- und Apartheidpolitik.

Wir rufen alle teilnehmenden Künstler*innen auf, auf der richtigen Seite der Geschichte, nämlich der Seite der Unterdrückten, zu stehen, indem sie ihre Auftritte absagen, sollte das Festival dieses beschämende Sponsoring nicht aufheben.

Original

Artists for Palestine UK – 15 August 2017

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie wissen, dass Sie die Kraft haben, der israelischen Regierung zu sagen, dass Sie ihr Handeln missbilligen. Sie haben die Kraft, den Palästinenser*innen zu sagen, dass sie nicht allein sind unter der Besatzung und im Exil.   Bitte setzen Sie Ihre Kraft ein!

Bitte ziehen Sie sich vom Pop-Kultur Festival Berlin zurück!

Original

Mazzaj Rap (Syrien) – 16 August 2017

Nach unserer Entscheidung, das Pop-Kultur-Festival 2017 wegen ihrer Partnerschaft mit der israelischen Regierung zu boykottieren, griffen uns die Trolle der deutschen Antideutschen und Anhänger der israelischen Kriminalität immer wieder mit bösartigen Worten an; wir wurden „Nazis, Islamisten, Antisemiten“ genannt.

So dumm diese „Argumentationslinie“ auch ist, sie verrät viel über die Eurozentrik der Bewegung. Diese Formen des Hasses „Antisemitismus und Nazismus“ entwickelten sich und wurden im europäischen Kontext praktiziert. Es entwickelte sich nur in der westlichen Kultur und politischen Literatur, dass der Begriff Semit nur Juden umfasst; denn basierend darauf, woher wir kommen – wenn wir an Rassentheorie glauben, was wir nicht tun – werden wir auch Semit genannt.

Wenn Sie also diese Begriffe gegen eine Band verwenden, die sich eindeutig gegen Nationalismus, Klassizismus, Eurozentrismus, Sexismus, Rassismus und jede andere Form der Diskriminierung aufgrund von Spaltung positioniert, offenbaren Sie mehr Ihre eigene Fanatismus als unsere.

Alle Kommentare und Drohungen in diesem Stil, die wir erhalten, nehmen wir also nicht sehr ernst.

Unsere Haltung gegen die diskriminierende, rassistische und koloniale Politik der israelischen Regierung wird von unseren jüdischen Genossen geteilt, da sie über die Identitätspolitik hinausgeht.

Wir verstehen Boykott als Instrument, um eine Debatte darüber anzuregen, welche Rolle Kunst und kulturelle Produktion in der Gesellschaft spielen.

Wir sehen Boykott als ein Mittel, um zu verdeutlichen, dass Kultur und kulturelle Produktion nicht von einem diskriminierenden, ausschließenden oder rassistischen System benutzt werden dürfen, unabhängig davon, welche Formen von Unterdrückung, Diskriminierung, Ausgrenzung oder Rassismus es praktiziert.

Weiterhin möchten wir uns von jeder „nationalistischen oder panarabischen“ Motivation für unseren Boykott distanzieren. Ein Boykottaufruf sollte nicht nur an arabische Künstler gerichtet werden, sondern an alle Teilnehmer einer von der israelischen Botschaft finanzierten Veranstaltung. Eine aktive Haltung gegen alle Formen der Diskriminierung soll nicht nur die arabischen Teilnehmer betreffen, sondern alle, die an die Rolle der Kunst und der Künstler als diejenigen glauben, die das, was nicht in Frage gestellt wird, immer wieder hinterfragen und Machtverhältnisse in Angriff nehmen sollen, um sie abzubauen.

Bitten Sie daher alle anderen Teilnehmer (http://www.pop-kultur.berlin/en/program/), sich dem Aufruf zum Boykott anzuschließen, schreiben Sie sie in Ihren eigenen Worten oder verwenden Sie unsere Erklärung.

Original

Absage: Iklan feat. Law Holt (GB) - 17 August 2017

Mit Bedauern geben Iklan und Law Holt bekannt, dass sie am 25. August nicht auf Pop-Kultur in Berlin auftreten werden.

Die Aufnahme der israelischen Regierung als Mit-Sponsor in letzter Minute (und deren Auflistung neben anderen Sponsoren auf der PK-Webseite) hat zur Folge, dass wir mit dem gegenwärtigen kulturellen Boykott, um den die palästinensische Bevölkerung gebeten hat, brechen würden.

Wir behaupten nicht, Expert*innen auf dem Gebiet Israel/Palästina zu sein und wir verstehen, wie kompliziert es ist, die Situation zu lösen, aber es gibt eine grundlegende, einfache Wahrheit, die die BDS-Bewegung in ihrem Aufruf zu einer friedlichen Lösung anbringt: Das Rückkehrrecht der 7 Millionen palästinensischen Flüchtlinge und die Gleichberechtigung in dem einen oder den zwei Staaten, die aus erfolgreichen Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinenser*innen erfolgen würden.
An diesem Punkt möchten wir klarstellen, dass…

  • wir Israels Existenzrecht innerhalb der Grenzen von 1967 anerkennen.
  • dass es unter denen, die sich BDS angeschlossen haben, Menschen gibt, die antisemitisch sind und dass wir diesen Leuten genauso widersprechen wie den Mitgliedern der israelischen Regierung, einschließlich dem Premierminister, die den Palästinenser*innen eine Heimstätte verwehren.
  • gäbe es eine vergleichbare Bewegung gegen die Regierung Saudi-Arabiens, würden wir sie ebenso unterstützen.
    • wir sind Antirassist*innen und wir lehnen die Idee ab, dass wir wegen unserer Opposition gegen die Unterdrückung der Palästinenser*innen entweder antisemitisch oder Terrorunterstützer*innen wären.
    • wir unterstützen nicht die frauenfeindliche Führung, die momentan in den palästinensischen Gebieten herrscht, und…
  • wir werfen den einfachen Leuten in Israel oder Palästina nicht die brutalen Aktionen derjenigen vor, die sich an der Macht befinden, genauso wenig, wie wir der britischen Bevölkerung die Existenz der Waffenindustrie vorwerfen.

Veranstalter des Festivals - 17 August 2017

Statement: BDS-Kampagne gegen Pop-Kultur

Pop-Kultur wurde zum Ziel der internationalen BDS-Kampagne (»Boycott, Divestment, Sanctions«) erklärt. Das Ziel dieser Kampagne ist der totale Boykott der Zusammenarbeit mit israelischen Künstler*innen und Intellektuellen sowie der Boykott jeglicher künstlerischer Auftritte in Israel.

Wir haben israelische Künstler*innen im Programm, genau so wie Künstler*innen aus Tunesien, Syrien, Russland, Polen, UK und anderen Ländern. Die Kulturabteilung der Israelischen Botschaft hat uns 500 (fünfhundert) Euro als Reisekostenzuschuss für Künstler*innen zur Verfügung gestellt und ist daher auf unserer Website gelistet, wie alle anderen Kultur-Partner auch.

Die »BDS«-Kampagne hat immensen Druck auf alle arabischen Künstler*innen in unserem Line-up ausgeübt. Vier Künstler*innen aus arabischen Ländern haben bisher abgesagt: Abu Hajar, Emel Mathlouthi, Islam Chipsy & EEK und Hello Psychaleppo. Einige Künstler*innen aus europäischen Ländern, der USA und auch aus Deutschland haben uns berichtet, dass sie E-Mails, Kommentare auf Facebook oder Twitter-Nachrichten von BDS-Aktivist*innen erhalten haben. Wir gehen davon aus, dass alle Künstler*innen, oder deren Vertreter*innen kontaktiert wurden oder noch werden. Die Kampagne behauptet, Pop-Kultur sei »co-organisiert« oder »co-finanziert« vom Israelischen Staat, was unwahr ist.

Wir glauben daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg sind, mit den Konflikten in dieser Welt umzugehen. Gerade wir als Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen haben die Aufgabe, Netzwerke zu bauen, über Grenzen hinweg, auch wenn wir verschiedener Meinung sind.

Pop-Kultur

Original

Veranstalter des Festivals (via London Palestine Action) - 17 August 2017

Diese Email wurde an alle @popkulturberlin Teilnehmer*innen weitergeleitet. Noch unverschämter als die Version, die sie heute veröffentlicht haben #PK17 pic.twitter.com/dBun4HSAlM

Liebe Künstler*innen, Manager*innen und Bucher*innen,

dies ist eine persönliche Nachricht für Sie, keine Pressemitteilung und nichts zum Teilen über soziale Medien.

>>Pop-Kultur<< ist zum Hauptziel einer BDS (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen)- Kampagne geworden. Das Ziel der Kampagne ist es, jegliche Zusammenarbeit mit israelischen Künstler*innen und Intelektuellen sowie Auftritte in Israel zu boykottieren.

Wie in den Vorjahren haben wir israelische Künstler*innen im Line-Up ebenso wie Künstler*innen aus Tunesien, Syrien, Ägypten, Russland, Polen, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und aus anderen Ländern. Die Kulturabteilung der Israelischen Botschaft hat uns 500 (fünfhundert) Euro als Reisekostenzuschuss für Künstler*innen zur Verfügung gestellt und ist daher auf unserer Website gelistet – wie alle anderen Kultur-Partner*innen auch.

Die BDS-Kampagne hat starken Druck auf alle eingeladenen arabischen Künstler*innen ausgeübt, vier Künstler*innen aus arabischen Ländern haben bislang ihre Teilnahme abgesagt. Wir wurden auch beispielsweise von Künstler*innen aus Amerika und Deutschland kontaktiert, die Nachrichten von BDS und seinen Unterstützer*innen über e-mails, Kommentare auf Facebook und Twitter erhielten. Wir nehmen daher an, dass mehr oder weniger jede/r einzelne Künstler*in oder ihre/seine Repräsentant*in  kontaktiert wurde. Wenn dies noch nicht passiert ist, werden Sie sicherlich bald zur Zielscheibe werden. Die Kampagne behauptet, dass >>Pop-Kultur<< von der israelischen Botschaft >mit-organisiert und / oder mit-finanziert< wird (was nicht stimmt).

Wir glauben fest an Zusammenarbeit und Dialog als einzigen Weg, wie in unserer Welt vorzugehen ist. Wir als Künstler*innen müssen Netzwerke aufbauen, selbst wenn wir nicht einer Meinung sind. Die Strategie des totalen Boykotts und der absoluten Nichtakzeptanz wird nur Hass schüren und kein einziges Problem lösen.

Wir in Deutschland waren Zeug*innen, wie diese Boykottstrategien über 40 Jahre lang einen Konflikt zwischen den ehemaligen beiden Teilen unseres Landes befeuerten und jeglichen echten Dialog vereitelten. Die BDS-Kampagne will nichts anderes als den kritischen Dialog mit Israel abwerten und damit alle Bestrebungen des palästinensischen Volkes für eine bessere Zukunft.

Machen Sie sich darauf gefasst, es wird Propaganda in Ihren sozialen Medien und per E-Mail geben, manchmal kommt sie von echten Menschen, manchmal von Scheinidentitäten.

Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels – 17. August 2017

Die Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels (PACBI) kritisiert das Pop-Kultur-Festival aufs Schärfste dafür, in einem verzweifelten Versuch, die Aufmerksamkeit von seiner schändlichen Entgegennahme Israels Sponsoring und seiner daraus resultierten Komplizenschaft bei der Weißwaschung Israels Besatzungs- und Apartheid-Regime zu lenken, ungeheuerliche Lügen über die Bewegung für die Menschenrechte der Palästinenser*innen Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) verbreitet.

Frustriert darüber, dass sein Beharren auf der Annahme von Sponsoring aus Israel, trotz dessen eklatanten Menschenrechtsverletzungen, zur Rücknahme der Teilnahme aller arabischen Künstler*innen geführt hat, behaupten die Pop-Kultur Organisator*innen, dass das Ziel des kulturellen Boykotts gegen Israel sei, „jegliche Zusammenarbeit mit israelischen Künstler*innen und Intellektuellen sowie Auftritte in Israel zu boykottieren.“

Das ist eine blanke Lüge.

BDS, zu dem von der überwiegenden Mehrheit der Palästinenser*innen, einschließlich Künstler*innen, aufgerufen wird, fordert einen institutionellen Boykott gegen Israel und Institutionen, die in Komplizenschaft mit dessen Verweigerung von Menschenrechten der Palästinenser*innen stehen. Einzelpersonen sind nicht das Ziel von BDS. Palästinenser*innen appellieren an alle gewissenhaften Künstler*innen, Israel zu boykottieren, so wie viele das Apartheid-Regime in Südafrika boykottiert haben.

Viele führende jüdische Künstler*innen und Intellektuelle, einschließlich Israelis, unterstützen den kulturellen Boykott Israels als gewaltfreies Druckmittel, dessen Politik der Militärbesatzung, des institutionalisierten Rassismus, der ethnischen Säuberung, Belagerung und der Verweigerung von Flüchtlingsrechten zu beenden.

PACBIs Ablehnung des diesjährigen Pop-Kulturs wurde vor zwei Tagen explizit in der Stellungnahme, die die Kampagne veröffentlicht hat, erwähnt: „Wir rufen alle teilnehmenden Künstler*innen dazu auf, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, indem sie ihre Auftritte absagen, sollte das Festival nicht dieses schändliche [israelische] Sponsoring aufheben.“

Original

Absage: Annie Goh (GB) – 20 August 2017

Absage meiner Teilnahme am POP-KULTUR Festival

Ich habe mich entschieden, meine Teilnahme am female:pressure-Podium beim Pop-Kultur- Festival am 25. August 2017 abzusagen. Als Künstlerin und Akademikerin lehne ich die Teilnahme am Festival aufgrund der teilweisen Förderung durch die israelische Botschaft ab. Das tue ich in Solidarität mit den Palästinenser*innen, die einen Boykott der israelischen staatlichen Institutionen gefordert haben, bis sie sich an das Völkerrecht halten.

Die BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestition und Sanktionen) setzt sich dafür ein, dass das Internationale Recht durch den israelischen Staat eingehalten wird und kämpft für die grundlegenden Menschenrechte in Palästina. Entgegen der von den Veranstaltern an alle Festivalteilnehmer*innen verschickten E-Mail *fordert BDS keine Boykotte von Einzelpersonen, sondern nur von Institutionen*. Hier geht es um strukturelle Gewalt, und daraus abzulesen, die Kampagne ziele darauf ab, einzelne Künstler*innen zu boykottieren oder zu belästigen, ist äußerst irreführend. Wie die Künstler*innen Emel Mathlouthi, Mohammad Abu Hajar (Mazzaj Rap Band), Islam Chipsy & Hello Psychaleppo umrissen, die den Boykott von Pop-Kultur begonnen haben, rufen Palästinenser*innen, die unter militärischer Besatzung durch Israel oder im Exil leben, dazu auf, nicht an Veranstaltungen teilzunehmen, die vom israelischen Staat gesponsert werden. Denn so können sich Künstler*innen mit dem langen Kampf gegen die Unterdrückung der Palästinenser*innen solidarisch zeigen. Ich habe die Entscheidung getroffen, mich ihnen anzuschließen, wie es auch andere Künstler*innen inzwischen getan haben (siehe beigefügten Link). Bitte beachten Sie auch diese Erklärung von israelischen Bürger*innen, die ebenfalls den Boykott von Pop Kultur unterstützen: http://boycottisrael.info/node/304

Ich habe den Boykott mit meinen Kolleg*innen auf dem female:pressure-Podium besprochen. Wir haben klargestellt, dass das Podium aufgrund unterschiedlicher politischer Positionen und persönlicher/praktischer Umstände ohne mich auskommen wird. Sie respektieren meine Entscheidung zu boykottieren, wie ich die ihre, nicht zu boykottieren. Die Frage des erschütternden Aufstiegs der extremen Rechten ist uns selbstverständlich bewusst, aber ich glaube nicht, dass dies die Solidarität mit Palästina weniger notwendig macht. Ich verstehe, dass insbesondere diejenigen aus dem deutschen und österreichischen Kontext natürlich eine andere Beziehung zu diesen Themen haben als ich. Obwohl wir in unserer Kritik an Netanyahu und dem Likud weitgehend übereinstimmen, haben wir uns darauf geeinigt, in einigen Fragen, einschließlich der Nützlichkeit der Strategie des Kulturboykotts, nicht einer Meinung zu sein.

Der Vorwurf des „Antisemitismus“ gegen die vier oben genannten arabischen Künstler*innen ist verabscheuungswürdig. Wie ich den Organisator*innen des Festivals und meinen Kolleg*innen gesagt habe, möchte ich als leidenschaftliche Antirassistin und Antifaschistin, was auch die eindeutige Ablehnung von Antisemitismus und Islamophobie beinhaltet, nicht, dass meine Handlungen ungerechterweise als „antisemitisch“ bezeichnet werden, was ich als zutiefst beleidigend empfände. Meine Handlungen sind keineswegs eine Bestätigung antisemitischer Vorstellungen, die ich ganz eindeutig verabscheue. In der Kommunikation mit den Festivalveranstaltern seit meinem Rückzug war die Rede von angeblichen Gewaltandrohungen gegenüber israelischen Künstler*innen, Vorwürfe gegen BDS, die jeglicher Grundlage entbehren, da es sich bei der Kampagne um eine Form des gewaltlosen Protests handelt.. Ich bin enttäuscht über die polarisierende Sprache in der Kommunikation der Pop-Kultur mit den Teilnehmer*innen, in der BDS unfairerweise so dargestellt wird, als wäre Druck auf arabische Künstler*innen ausgeübt worden, sich am Boykott zu beteiligen (das ist nicht wahr), und wir vor ihrer „Propaganda“ und dem Gebrauch von „falschen Identitäten“ gewarnt werden. Dass es sich um die bescheidene Summe von 500 Euro handelt, die Popkultur von der israelischen Botschaft erhalten hat, ist zwar eine hilfreiche Information, doch ob 500 Euro oder 50000 Euro, egal wie groß oder klein die Summe, ist es in jedem Fall eine politische Botschaft, zu der wir uns verhalten können.

Diese Erklärung mag angesichts meiner extrem geringfügigen Rolle (!) auf dem Festival etwas langatmig erscheinen. Dennoch wollte ich meine Entscheidung und Position zu diesem sehr heiklen Thema klären. Ich hoffe, es versteht sich von selbst, dass ich die Arbeit all meiner israelischen Freund*innen und Bekannten weiterhin respektiere und unterstütze, so wie ich es bei meinen palästinensischen Freund*innen und Bekannten tue. Ich glaube, dass wir alle, egal wie klein, eine Rolle spielen können, indem wir Solidarität zeigen, wenn wir dazu in der Lage sind. Liebe und Solidarität für alle, die kämpfen.

Berlin against Pinkwashing - 20 August 2017

Berlin Against Pinkwashing und Boycott from Within begrüßen die Entscheidung der 7 Künstler*innen Mazzaj Rap Band, Islam Chipsy & EEK, Hello PsychAleppo, Emel Al-Mathlouthi, Law Holt, Annie Goh und Oranssi Pazuzu, sich vom Berliner Pop-Kultur-Festival zurückzuziehen, nachdem BDS kürzlich zum Boykott der Veranstaltung aufgrund der Partnerschaft mit der israelischen Botschaft aufgerufen hatte.

Als gemischte multiethnische Gruppe von queeren und queer-nahen Aktivist*innen halten wir es für grundlegend wichtig, uns mit dem friedlichen Protest der palästinensischen Zivilgesellschaft  gegen die systematische Unterdrückung durch den israelischen Staat zu solidarisieren. Dies ist der gleiche Staat, der, wie der syrische Rapper Mohammad Abu Hajar erklärt, „bei vielen verschiedenen Gelegenheiten antiarabische, anti-muslimische und anti-schwarze Einstellungen offen ausgesprochen haben „.

Israel verstößt derzeit gegen das Völkerrecht durch die Besetzung palästinensischen Gebietes und hat die systemische Ausgrenzung palästinensischer Stimmen – darunter Frauen*, LGBTIQ* und GNC-Leute – zur öffentlichen Ordnung gemacht. Gleichzeitig hat Israel eine Multi-Millionen-Dollar-Budgetkampagne ins Leben gerufen, um sich als egalitärer, LGBTIQ*-freundlicher Staat zu profilieren. Dieser Staat gewährt jedoch nur LGBTIQ*-Rechte für eine exklusive Gruppe, basierend auf Rasse, Religion und Nationalität.

Außerdem ist der palästinensische Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit zweifellos auch eine feministische Frage: Palästinensische Frauen sind gezwungen, an Kontrollpunkten zu gebären, israelische Siedlungsbehörden walzen Wohnhäuser nieder, und viele Frauen erleben sexuelle Übergriffe durch die israelische Armee.

Wie die Künstlerin Emel Al-Mathlouthi sagt: “ Während sich die Lage innerhalb und außerhalb Palästinas dramatisch verschärft, gibt es immer noch etwas, was jede/r von uns tun kann: Solidarität und Empathie zeigen; als Künstler*innen beginnt es damit, dass wir wahrhaftig sind und unserem Gewissen folgen.“

Während wir ein Festival, das Raum für sonst marginalisierte Queer- und POC-Stimmen schafft, herzlich begrüßen, sind wir enttäuscht, dass ein solcher Raum zur Werbeplattform für die israelische Botschaft wird. Unabhängig vom Umfang der Finanzierung oder Beteiligung der israelischen Botschaft ist jede Zusammenarbeit, die es einem Staat, der eine illegale Besatzung aufrechterhält, erlaubt, sich als Leuchtturm der Progressivität (z.B. durch Kulturförderung) darzustellen, unhaltbar.

„Mit unserer Musik wollen wir uns gegen Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung jeglicher Art wehren.“  – Islam Chipsy & EEK

Jüdische und israelische Organisationen - 21 August 2017

“Wir -die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost und Jewish Antifa Berlin – rufen das Berliner Festival “Pop-Kultur” dazu auf, seine Partnerschaft mit der israelischen Botschaft zu beenden”- so beginnt ein gemeinsames Statement zweier jüdischer Organisationen aus Deutschland. Den genannten Gruppen schlossen sich mittlerweile weitere jüdische Gruppen aus verschiedenen Teilen der Welt an, die ihr Gewicht hinsichtlich der Aktionen der israelischen Botschaften und ihrer Partner im Ausland geltend machen wollen.
Im Laufe der letzten Wochen zogen die Künstlerin Emel Mathlouthi (Tunesien) und die Bands Mazzaj (Syrien), Islam Chipsy (Ägypten), Hello Psychaleppo (Syrien) und Iklan featuring Law Holt (UK) ihre Beteiligung am Berliner Pop-Kultur Festival zurück; am Sonntag schloss sich ihnen Annie Goh (UK) an, die ebenfalls absagte. Diese sechs Musikgruppen entschieden sich alle für den aktiven Rückzug aus einem der größten Musikfestivals Deutschlands. Ihr Grund: die Partnerschaft desselben mit der israelischen Botschaft.
In der Flut all dieser Absagen schlossen sich weitere jüdische Gruppen dem Aufruf der BDS-Bewegung an, jegliche Verbindungen des Festivals zu der Botschaft zu beenden. Dies sind: BOYCOTT! Supporting the Palestinian BDS Call from Within (Israel), das Netzwerk Jewish Voice for Peace (USA), die Union Juive Française pour la Paix (Frankreich), Jews for a Free Palestine (Südafrika, Coloradans for Justice in Palestine (USA)sowie Free Speech on Israel aus Großbritannien.
“Israel benutzt Kultur offen und aktiv als Teil seiner staatlichen Branding-Strategie. Das israelische Außenministerium bestätigt ganz offen, dass es  jährlich Hunderte von Millionen Dollar ausgibt, um das Image Israels zu verbessern” heißt es in der Erklärung von Boycott from within. „Brand Israel“ wurde vor einem Jahrzehnt konzipiert, um das auf der ganzen Welt beschädigte Image Israels nach Jahrzehnten der Besatzung, der Apartheid und der militärischen Angriffe aufzupolieren. Ziel dieser  Strategie ist es, den Fokus der Konversation um Israel von seinem Militärregime und seinen Verbrechen auf seine angenommenen kulturellen oder Hightech-Errungenschaften oder, welch Ironie,  auf seine sogenannte “Demokratie und seine Achtung der Menschenrechte” zu verlagern.
Die Organisationen haben auch die moralische Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte hervorgehoben, oder, um es mit den Worten von South African Jews for a Free Palestine zu sagen: „Wir glauben fest an das jüdische Konzept von Tikkun Olam – Verbesserung der Welt –  das soziales Handeln und das Streben nach sozialer Gerechtigkeit verkörpert… „Wir sind entsetzt über die Herabwürdigung von Menschenrechtsverteidiger*innen durch deutsche Medien, Politiker*innen und die Festival-Leitung“, warnen sie. “ Es ist nicht antisemitisch, für Kriegsverbrechen Rechenschaft einzufordern.”
Die Kritik der Organisationen an der Berichterstattung deutscher Medien verwies auf die Gefahren der Entmenschlichung und Falschdarstellung der Stimmen von Andersdenkenden. “Manche der Künstler*innen, die abgesagt haben, wurden drangsaliert und mehrmals online von Unterstützer*innen der israelischen Regierung bedroht”, warnten die zwei deutschen Gruppen. “ Wir sind zutiefst bestürzt darüber, wie diese Absagen seitens der Organisation des Festivals und der deutschen Medien aufgenommen worden sind. Viele deutschsprachige Nachrichtenkanäle, das Festivalmanagement und selbst Berlins Kultursenator, Klaus Lederer, haben angedeutet, dass die Absage auf den arabischen Hintergrund der Künstler*innen zurückzuführen sei… „Wir bedauern, dass mediale Sprachrohre und Politiker*innen es erneut vorziehen, die Problematik der israelischen Besatzung Palästinas zu ignorieren und stattdessen den Künstler*innen die Schuld zuzuschieben oder ihren Protest als antisemitismusbezogen zu brandmarken.”
Granate Sosnoff, Kommunikationsstrategin der US-amerikanischen Organisation Jewish Voice for Peace, betonte die Rolle der Künstler*innen, und sagte: “Künstler*innen spielen eine wichtige Rolle, genauso wie es Künstler*innen während des Kampfes für das Ende der südafrikanischen Apartheid getan haben … die Apartheidsregierung stützt sich auf die Teilnahme von Künstler*innen, um die Realität normal erscheinen zu lassen. Wenn Künstler*innen auf einer Veranstaltung in Berlin auftreten, die von der israelischen Botschaft mitfinanziert ist, wird eine rote Linie überschritten und geht in die Befürwortung von Apartheid über, unabhängig davon, ob die Künstler*innen dieses mitteilen oder nicht. Wir zollen allen Künstler*innen Respekt, die ihre Teilnahme am Pop-Kultur Festival zurückgenommen haben.”
–Erklärungen der Organisationen–
[1] Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. (Jews for Just Peace in the Middle East), Jewish Antifa Berlin
[2] BOYCOTT! Supporting the Palestinian BDS Call from Within
[3] Union Juive Française pour la Paix (French Jewish Union for Peace)
[4] South African Jews for a Free Palestine
[5] Coloradans for Justice in Palestine
[6] Free Speech on Israel statement

Thurston Moore – 22 August 2017

Solidarität mit den 6 Künstler*innen, die bisher ihre #PK17-Auftritte abgesagt haben. @popkulturberlin: Ziehen Sie Ihre Partnerschaft mit der israelischen Botschaft zurück!

Absage: Oranssi Pazuzu (Finnland) – 22 August 2017

Berlin-Show abgesagt

Es ist bekannt geworden, dass es eine erhebliche Kontroverse um das Berliner Pop-Kultur-Festival gegeben hat, ein Event, der als künstlerisches und kulturelles Ereignis präsentiert wurde und zu der wir eingeladen wurden und diesen Mittwoch auftreten sollten.  Das Ausmaß dieser Kontroverse, die sich um die teilweise Finanzierung des Festivals drehte, hat dazu geführt, dass dem Festival und damit allen beteiligten Künstler*innen ein politischer Charakter verliehen wurde.

Das Ausmaß dieser Kontroverse, die sich um die Teilfinanzierung des Festivals drehte, hat dazu geführt, dem Festival einen politischen Charakter zu verleihen.

Das macht die Situation für uns unangenehm.

Für uns geht es bei der Musik und unserer Kunst nicht um Ideologien, sondern um die Erweiterung des Geistes.

Wir wollen keinen Staat, keine Regierung oder Agenda unterstützen, weder offen noch versteckt.

Wir haben uns daher entschlossen, uns von dieser politischen Realität zu distanzieren, und  unseren Auftritt beim Berliner Pop-Kultur Festival abzusagen.

Wir möchten uns bei denjenigen entschuldigen, die uns sehen wollen und hoffen, dass Sie diese Entscheidung verstehen und respektieren können.

Emel Mathlouthi - 23 August 2017

Liebes Berlin, ich habe mich so darauf gefreut, dich zu besuchen und morgen auf einem so tollen Festival wie dem Pop-Kultur aufzutreten, das ja wirklich großartige Kunst, herrliche Kultur und atemberaubende Vielfalt fördert. Leider kommt das bei der Beteiligung der israelischen Botschaft nicht in Frage, besonders nach der Bekanntgabe, dass sie nicht nur israelische Künstler*innen, sondern laut der Stellungnahme des Festivals auch alle anderen Künstler*innen mit Reisekosten unterstützt.

Ich habe meine Teilnahme nicht etwa abgesagt, weil ich nicht weltoffen bin oder weil ich irgendetwas gegen israelische Künstler*innen habe, ich habe meine Teilnahme auch nicht abgesagt, weil ich Dialog ablehne oder Hass verbreiten möchte. Ich habe meine Teilnahme abgesagt, weil es für mich als Humanistin und Mensch mit Herz eine Gewissensfrage ist, für Gerechtigkeit einzustehen.

Ich bin keinerlei Kompromisse eingegangen und habe die Zusammenarbeit mit jeder tunesischen Institution abgelehnt, als mein eigenes Land von einer totalitären Regierung beherrscht wurde. Ich werde auch jetzt keine Kompromisse eingehen, sondern stattdessen schöne Kunst verbreiten, die positiv und offen für alle bleibt.

Mazzaj Rap - 23 August 2017

Im Hinblick auf die überwiegend rassistische und irrführende Reaktion auf unseren Boykottaufruf, möchten wir von Mazzaj-Band unsere Entscheidung bezüglich des Boykotts von Popkultur 2017 verdeutlichen.

Ein kurzer Überblick:

  1. Mehrere Künstler*innen haben unabhängig von und eine Woche vor dem offiziellen BDS-Aufruf die Entscheidung getroffen, nicht an der Weißwaschung Israels teilzunehmen.
  2. Die Veranstalter von Popkultur und Kultursenator Dr. Klaus Lederer haben mit ihren verleumderischen und rassistischen Aussagen bewiesen, dass “kultureller Dialog & Austausch” zu bloßer Augenwischerei verkommt, wenn die eingeladenen Künstler*innen auf ihre Herkunft reduziert werden. Mit ihren Anschuldigungen, die Künstler verbreiteten „Fake-News“ und die Reduzierung ihres politischen Standpunkts auf ihr „Arabisch-sein“, haben Christian Morin & Martin Hossbach ihren hässlichen Eurozentrismus verdeutlicht und Künstler*innen aufgrund ihrer vermeintlichen Identität diskriminiert.

Ihre Verleumdungen stehen im klaren Zusammenhang mit der Hassrede und den Drohungen, die wir erhalten haben.  Aus diesem Grund verlangen wir eine Entschuldigung und öffentliche Stellungnahme.

  1. Stoppt die missbräuchliche Verwendung des Antisemitismus-Vorwurfs. In diesem Fall fehlt ihm jegliche historische Grundlage und ignoriert die Tatsache, dass wir nicht Juden boykottieren, sondern eine repressive Regierung. Die Künstler*innen haben ihre Teilnahme an dem Festival abgesagt, um auf die Verharmlosung des israelischen Staatsgebahrens aufmerksam zu machen sowie ihre Entschlossenheit, auf jede Form der Unterdrückung und Diskriminierung hinzuweisen und entsprechend zu handeln.

Wir lehnen die Unterstellung ab, dass „Kultur und Politik nichts miteinander zu tun haben“, oder dass eine „wichtige Chance für kulturellen Dialog verpasst wurde“. Eins ist sicher: Dies ist kein „arabischer“ Boykott. Alle Künstler*innen, von ihrem Hintergrund unabhängig, können dazu instrumentalisiert werden, Unterdrückung zu beschönigen oder eine Machtposition als Meinung zu verharmlosen. Daher können sie sich auch aktiv dagegen stellen. Wir möchten Sie dazu aufrufen, nicht an Veranstaltungen teilzunehmen, die diskriminierende Regime oder Einstellungen unterstützen. Unser Boykott soll verdeutlichen, dass Kultur und Kulturproduktion nicht von diskriminierenden, ausgrenzenden oder rassistischen Institutionen verwendet werden dürfen – egal welche Formen von Unterdrückung, Diskriminierung, Ausgrenzung oder Rassismus sie praktizieren.

Wir weisen daher die Behauptung der Veranstalter zurück, wir seien „einem Aufruf von BDS“ gefolgt. Nein, der Boykott war eine individuelle Entscheidung, die bei vielen Anklang fand. Wieviel oder wofür die israelische Botschaft nun finanziell beigesteuert hat, ist hier völlig irrelevant; durch ihre Präsentation als Partner werden ihre Handlungen normalisiert und befürwortet. Die Mitglieder der jetzigen rechtsgerichteten Regierung haben sich nicht nur wiederholt gegen Schwarze und Araber geäußert, sondern dies auch auf struktureller Ebene umgesetzt. Die Künstler betonen, dass es sich bei der Diskriminierung und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer Identität nicht um eine Meinung handelt und daher nicht als solche in einem interkulturellen Dialog ausgetauscht werden kann.

Der Vergleich zwischen unserem Boykott und den abscheulichen antisemitischen Boykottkampagnen in Deutschland sowie die Antisemitismus-Vorwürfe ignorieren zum einen, dass unser Boykott gegen eine Institution gerichtet ist, nicht gegen Menschen aufgrund ihrer Identität. Zum anderen zeigen diese Verleumdungen den Euro-Zentrismus, der das Denken und die Debatte in Deutschland bestimmt.

Unsere Kritik am israelischen Staat steht im Einklang mit unserem Widerstand gegen jegliche Form der Diskriminierung von Juden, da wir den Anspruch Israels, Juden auf der ganzen Welt zu vertreten, als Artikulation von weißer Vorherrschaft verstehen.  Es sollte überflüssig sein, darauf hinweisen zu müssen, dass nicht alle Juden das europäische Konzept der Nationalstaaten und des Siedlerkolonialismus als Weg zur Sicherheit und Freiheit betrachten, sondern allerorts gegen Diskriminierung kämpfen.

Wir werden diese Debatte in der Zukunft weiterführen und uns weiterhin gegen Unterdrückung und Diskriminierung einsetzen. Und hoffentlich werden noch mehr Künstler beweisen, dass Widerstand gegen Unterdrückung keine Frage der Identität oder Herkunft ist, sondern dass der Ausschluss von Unterdrückung für eine gesunde Begegnung und Debatte zwischen Künstlern notwendig ist.

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Absage: Young Fathers (GB) – 23 August 2017

Young Fathers haben eine lange Geschichte der Ablehnung jeglicher Form von Hass, einschließlich Rassismus und Antisemitismus, und wir unterstützen den Grundsatz einer friedlichen Lösung, die es Palästinenser*innen erlaubt, in ein sicheres Heimatland zurückzukehren, und die es Israelis und Palästinenser*innen aller Glaubensrichtungen (und auch denen ohne Glauben) erlaubt, in Frieden zusammenzuleben. Dies ist ein sehr kleiner Akt unsererseits im großen Geflecht der Dinge, aber einer, von dem wir dennoch glauben, dass er es wert ist.

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Sleaford Mods - 23 August 2017

Sleaford Mods gaben in einem daraufhin gelöschten Tweet bekannt, dass ihr Manager Steve Underwood seine Teilnahme an einem Panel auf dem Festival absagen würde.

Sleaford Mods Manager hat seine Teilnahme am Festival nicht zurückgenommen. Die Gruppe veröffentlichten daraufhin eine Stellungnahme, in der sie betonten, dass sie nicht auf dem Festival aufgetreten sind.

Palästinensische Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels - 24 August 2017

In den Stellungnahmen zu ihren Absagen betonten viele der Künstler*innen ihre klare Haltung gegen jede Form der Diskriminierung und Unterdrückung sowie die Verantwortung von Künstler*innen, ihren Überzeugungen treu zu bleiben.

Die eloquenten Stellungnahmen der Künstler*innen standen in starkem Kontrast zu den plumpen Versuchen des Festivals, den palästinensischen Boykottaufruf fälschlicherweise so darzustellen, als wäre er an individuelle israelische Künstler*innen gerichtet, was die Tatsache, dass der Protest deutlich auf die Beteiligung der israelischen Regierung abzielte, geschickt ausblenden sollte.

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Veranstalter des Festivals - 30 August 2017

„Wir werden auch im kommenden Jahr mit der israelischen Botschaft kooperieren. Wer unter diesen Bedingungen nicht bei uns auftreten will, soll halt zu Hause bleiben.“

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Artists for Palestine UK - 29 September 2017

Artists for Palestine UK (APUK) verurteilen aufs Schärfste die Drohungen gegenüber der britischen Künstlerin Kate Tempest, denen sie ausgesetzt war, weil sie die Palästinenser*innen und deren Rechte unterstützte. Die Dichterin, spoken word-Künstlerin und Autorin Tempest ist eine von mehr als 1200 in Großbritannien lebenden Künstler*innen, die das APUK-Versprechen unterzeichnet haben, den kulturellen Boykott Israels aufrechtzuerhalten. Diese Gewissensentscheidung so vieler prinzipientreuer Künstler*innen steht in krassem Gegensatz zu der schändlichen Einschüchterungstaktik, einschließlich persönlicher Drohungen gegen Tempest, die zur Absage ihres Konzerts am 6. Oktober 2017 auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof führte. Das Management von Tempest sagte, dass sie nicht in einer „aggressiven Atmosphäre“ auftreten wolle, nachdem sie „persönliche Drohungen per E-Mail und über soziale Medien“ erhalten habe, und fügte hinzu, dass sie die Sicherheit ihres Teams nicht gefährden wollte.

Im vergangenen Monat haben acht Künstler*innen ihre Auftritte beim Pop-Kultur-Festival in Berlin aus Protest gegen die Entscheidung des Festivals abgesagt, die israelische Botschaft in Deutschland als Partner dabeizuhaben. Daraufhin verurteilten die Festivalorganisator*innen, Medienkommentator*innen und Lokalpolitiker*innen diese ihren Überzeugungen folgenden Künstler*innen, wobei sie häufig selbst vor rassistischen Formulierungen nicht zurückschreckten, und setzten glatte Lügen über die Bedingungen und Ziele der palästinensischen Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) in die Welt. Als das Festival zu Ende ging, machten die Vertreter*innen dieser diffamierenden und beleidigenden Rhetorik ein neues Ziel aus: Kate Tempest wurde von den deutschen Medien als Unterzeichnerin des APUK-Versprechens identifiziert. In einem kürzlich veröffentlichtem Artikel wird gefragt: „Kann eine Anti-Israel-Aktivist*in in Berlin auftreten?“ Ein anderer forderte den Bürgermeister der Stadt, Michael Müller, auf, das Konzert abzusagen.

Trotz dieser Kampagne à la McCarthy, wobei Kate Tempest selber auch unter Druck gesetzt und aufgefordert wurde,  die BDS-Bewegung zu verurteilen, hat Tempest nun ihre Unterstützung für den kulturellen Boykott Israels bekräftigt, indem sie erklärte, dass die Unterzeichnung des APUK-Versprechens im Jahr 2015 „ein Akt des Protests“ gewesen sei. Tempest sagt, sie sei „entsetzt über das Vorgehen der israelischen Regierung gegenüber der palästinensischen Bevölkerung“ und fügt hinzu, dass sie „eine Person jüdischer Abstammung“ sei. APUK hat mit dem Management von Tempest gesprochen, um unsere Solidarität auszudrücken und unsere Unterstützung anzubieten.

Die Kampagne zur Absage der Show von Tempest und die Drohungen gegen sie sind ein unerhörter und gefährlicher Eingriff in die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks. Sie stellen auch einen hässlichen Kontrapunkt zum Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft nach einem kulturellen Boykott Israels dar, der sich gegen das institutionelle Gerüst der Apartheid und insofern nicht gegen Einzelpersonen richtet. Diese schändliche Episode steht im Zusammenhang mit einer ganzen Welle repressiver Maßnahmen, wie sie von drei deutschen Städten ergriffen werden, die versuchen, BDS zu verbieten. Berlins Regierender Bürgermeister Müller kündigte kürzlich an, dass seine Stadt wie Frankfurt und München zu verhindern beabsichtig, dass BDS-Aktivist*innen öffentliche Gelder erhalten und öffentliche Räume nutzen [1].

Das bedeutet, Künstler*innen könnten in Zukunft aufgefordert werden, ihre Unterstützung für die palästinensische BDS-Bewegung vor jedem Auftritt in deutschen Großstädten zu bekräftigen oder zu verweigern – wahrhaftig eine Horrorvorstellung. Die APUK verurteilt diese repressiven Maßnahmen auf das Schärfste. Sie können im Übrigen, solange keinen Erfolg haben, wie sich Menschen aus Gewissensgründen dem gewaltfreien Kampf der Palästinenser*innen für ihre Menschenrechte anschließen. APUK steht solidarisch auf der Seite von Kate Tempest und den vielen anderen Künstler*innen, die die Idee unterstützen, dass Palästinenser*innen die gleichen Rechte und Freiheiten haben wie der Rest der Menschheit.

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[1] Nach dem Künstler*innen-Boykott des Pop-Kultur-Festivals war Müller mit der Aufnahme in die jährliche Liste derjenigen bedroht worden, die sich – laut der proisraelischen Lobby des Simon Wiesenthal-Zentrums –  der schlimmsten ‚antisemitischen‘ Aktivitäten schuldig gemacht haben.

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