Boycott Pop Kultur 2022

Boykott Pop-Kultur Festival Berlin 2022!

Nachdem Pop-Kultur Festival seit 2019 nicht mehr mit der Botschaft von Apartheid-Israel zusammengearbeitet hat und trotz des Rückzugs von mehr als einem Dutzend Künstler*innen in den Jahren davor, ist das Pop-Kultur Festival erneut eine Partnerschaft mit Apartheid eingegangen.

Wir fordern alle Teilnehmer*innen auf, ihre Teilnahme am Pop-Kultur Festival zurückzuziehen.

Absage: Lafawndah - 22 August 2022

Ich habe in den letzten Tagen erfahren, dass sich seit 2017 viele Künstler*innen mit unterschiedlichem Hintergrund vom Pop-Kultur Festival Berlin aus Protest gegen dessen Partnerschaft mit der israelischen Botschaft zurückgezogen haben.

Da ich mich gegen alle Formen von Rassismus, Fanatismus und Diskriminierung – einschließlich Antisemitismus, Islamophobie, Hass gegen Schwarze und LGBTQ+ – wende, habe ich beschlossen, mich ihnen anzuschließen.

Palästinensische Künstler*innen und Aktivist*innen, viele jüdische Organisationen auf der ganzen Welt, israelische Künstler*innen und in Berlin ansässige Queer-Aktivist*innen haben alle Teilnehmer*innen des Pop-Kultur-Festivals aufgefordert, ihre Auftritte abzusagen.

Ich stimme mit Amnesty International, Human Rights Watch und Israels führender Menschenrechtsorganisation B’Tselem überein: Israel ist ein Apartheidstaat, der Palästinenser*innen systematisch unterdrückt. Erst letzte Woche hat Israel zugegeben, fünf palästinensische Kinder bei einem Luftangriff getötet zu haben, darunter vier Kinder aus einer einzigen Familie. Während seines dreitägigen Angriffs tötete Israel im Gazastreifen 47+ Palästinenser*innen.

Pop-Kultur beschönigt mit der Fortsetzung seiner Partnerschaft mit Israel diese Verbrechen wissentlich. Die Haltung des Festivals ist eine wirkungsvolle Demonstration der Unterstützung von Rassismus, kolonialer Brutalität und Mord trotz der cleveren Marketingsprache, die Inklusion, Vielfalt und Toleranz propagiert.

Einige werden sich auch auf den unverbindlichen Beschluss des Deutschen Bundestages berufen, in dem die Forderungen der palästinensischen Zivilgesellschaft, Israel gemäß internationalem Recht zur Rechenschaft zu ziehen, verurteilt wurden. Ich möchte sie bitten zu bedenken, dass 240 jüdische und israelische Wissenschaftler*innen, darunter auch Expert*innen für Antisemitismus, sich gegen diesen Beschluss ausgesprochen haben. Sie argumentierten, dass solche Aufrufe „ein legitimes und gewaltfreies Mittel des Widerstands“ seien.

Als Reaktion auf den Beschluss und die besorgniserregende Atmosphäre politischer Prüfung und Zensur in Deutschland erklärten die Leiter*innen vieler führender deutscher Kultureinrichtungen, darunter das Goethe-Institut, dass sie „auf eine Öffentlichkeit angewiesen sind, die auf der normativen Basis der grundgesetzlichen Ordnung streitbare und kontroverse Debatten ermöglicht“. Sie fügten hinzu, dass „ihre besondere Aufmerksamkeit  dabei auch marginalisierten und unbeachteten Stimmen gilt“. Sie schlussfolgerten, dass sie „die weltoffene Gesellschaft, die für die Gleichwertigkeit aller Menschen mit den Mitteln des Rechtsstaats und öffentlichen Diskurses streitet sowie Dissens und vielschichtige Solidaritäten zulässt“, verteidigen.

Ich hoffe, dass in diesem Kontext meine Entscheidung zur Unterstützung von Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit für alle, einschließlich der Palästinenser*innen nachvollzogen werden kann.

Statement: Trustfall (Lafawndahs Band) - 22 August 2022

Liebe Freund*innen und Zuhörer*innen,

Ich wurde kürzlich eingeladen, an einem Auftritt auf dem Pop-Kultur-Festival Berlin, Deutschland, teilzunehmen. Nachdem ich mir Klarheit über die Haltung von Pop-Kultur in Bezug auf die Menschen in Palästina verschafft habe, habe ich beschlossen, meine Teilnahme an dem Festival zurückzuziehen.

Pop-Kultur erhielt und erhält weiterhin Zuwendungen des israelischen Regimes. Je nach seiner aktuellen PR-Strategie verhält sich Pop-Kultur abwechselnd intransparent und ohne jedes schlechte Gewissen, was diese Verbindung betrifft. Im Falle des diesjährigen Festivals wurden die Staatsinsignien Israels bis wenige Tage vor dem Festival von ihrer Website weggelassen, was die Ethik vieler Künstler*innen kompromittiert und ihren Lebensunterhalt gefährdet. Dies kommt einer Irreführung gleich.

Als Reaktion auf eine Reihe von Protesten und den Rückzug von Künstler*innen vom Festival lud Pop-Kultur 2018 zu einer Podiumsdiskussion ein, bei der es nominell um die Partnerschaft mit der israelischen Regierung gehen sollte. Zu dieser Veranstaltung wurde jedoch keine einzige palästinensische Stimme eingeladen.

Palästinensische Zuhörer*innen, die dagegen Einwände erhoben, wurden entweder niedergeschrien, vom Sicherheitspersonal bedrängt oder von den Podiumsteilnehmer*innen herablassend behandelt und beschuldigt, das Festival zu „politisieren“.

Auf der Bühne stand an diesem Abend der (immer noch amtierende) Vorsitzende des Kulturausschusses, der das Festival veranstaltet, Klaus Lederer, der dem Publikum unverblümt sagte, dass politische Kritik an Israel „strukturell antisemitisch“ sei. Zusätzlich zu seinem Verhalten im Jahr 2018 war Lederer 2009 einer der Hauptredner bei einer Demonstration, die offen zur Bombardierung des Gazastreifens aufrief.

Dies geht über Kunst/Kultur Washing hinaus. Lederer ist ein gewählter Beamter, der das Festival Pop Kultur nicht nur ideologisch mit einem Apartheidstaat in Einklang bringt, sondern in seiner Eigenschaft als Staatsdiener ein breiteres Engagement für die anhaltende Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung zeigt.

Die Frage von Palästina und Israel ist nicht kompliziert – Ersteres ist ein enteignetes Volk, das in einem Freiluftgefängnis lebt, Letzterer ist ein kolonialer Ethnostaat, dem von den führenden Politiker*innen der Welt ein moralischer Freibrief erteilt wurde. Aus diesem Grund verurteile ich unmissverständlich das Pop-Kultur-Festival und jede Person oder Institution, die mit dem israelischen Regime Geschäfte macht, solange das palästinensische Volk nicht frei ist.

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Absage: Alewya - 22 August 2022

Für diejenigen, die wissen wollen, warum ich und viele andere Künstler*innen sich von Pop Kultur Berlin zurückgezogen haben. Freiheit für Palästina. Jeden. Fucking. Tag. Bis es soweit ist.

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Absage: Franky Gogo - 23 August 2022

Franky Gogo hat seinen Auftritt mit Bezugnahme auf die BDS Kampagne abgesagt.

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Organisator*innen des Festivals - 23 August 2022

Hintergründe, Fakten und unser offizielles Statement zur Boykott-Kampagne gegen Pop-Kultur 2022

23. August 2022

Pop-Kultur wird durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin, aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert. Einzelne Künstler*innen können vom nationalen Kulturinstitut oder der Botschaft ihres Landes Unterstützung bei der Reise oder auch für die Umsetzung ihrer Projekte erhalten – eine gängige Praxis im internationalen Kulturaustausch. Wir arbeiten mit allen offiziell von der Bundesrepublik Deutschland anerkannten Ländern zusammen. Partner*innen und Geldgeber*innen haben dabei keinerlei Einfluss auf die programmatische Ausgestaltung des Festivals. Die Unterstützung von Kulturinstitutionen einzelner Länder ist abhängig von den künstlerischen Entscheidungen im Programm.

Nach 2017, 2018 und 2019 wurde Pop-Kultur auch 2022 zum Boykott-Ziel des internationalen BDS-Netzwerks (»Boycott, Divestment and Sanctions«) erklärt. Diese Kampagne möchte die wirtschaftliche, kulturelle und politische Isolierung von Israel erreichen. Verschiedene Künstler*innen haben bereits Nachrichten erhalten, in denen sie gebeten wurden, ihre bereits bestätigten Auftritte abzusagen und das Festival zu boykottieren.

Von der Kulturabteilung der Botschaft von Israel erhält die Commissioned Work BĘÃTFÓØT feat. Kunty Klub einen Projektzuschuss. Derzeit ist die israelische Botschaft eine von drei Institutionen, die Artist- & Travel Support leisten. Das Canada Council for the Arts unterstützt den kanadischen Act Cartel Madras mit einem Reisekostenzuschuss (befindet sich derzeit noch im Prozess, hier beantragen die Artists selbst), auch Wallonie-Bruxelles Musiques (WBM) supportet Aksak Maboul mit einem Reisekostenzuschuss (aus gesundheitlichen Gründen – ein Bandmitglied leidet an einer schweren Post-Covid-Symptomatik – wird das Konzert auf 2023 verschoben). Die Logos zu diesen Zuschüssen wurden online gestellt, nachdem wir von allen genannten Institutionen die Zusage ihrer Unterstützung erhielten, bzw. wussten, dass wir im Fall Kanada mit einer positiven Entscheidung rechnen können.

Der Hinweis, dass einzelne Künstler*innen im Programm von Pop-Kultur im Rahmen des internationalen Kulturaustauschs Unterstützung von Kulturinstitutionen erhalten können, findet sich bereits in den Offers, die seit Dezember 2021 versendet wurden. Diese Offers werden allen Künstler*innen vor der Vertragsunterzeichnung vorgelegt. In der Kommunikation mit den Künstler*innen wird auf vorherige BDS-Kampagnen im Zusammenhang mit dem Festival hingewiesen.

Die Position von Pop-Kultur ist die gleiche wie 2017, 2018 und 2019. Wenn Menschen nicht bei uns auftreten möchten, weil wir eine Unterkunfts-, Reisekosten- oder einen Projektzuschuss von der Kulturabteilung der israelischen Botschaft in Berlin bekommen, akzeptieren wir das natürlich, so sehr wir es auch bedauern. Das Nicht-Auftreten, der Boykott, ist nicht unsere Entscheidung. Wir sind jederzeit offen für einen konstruktiven Dialog, denn es ist uns ein wichtiges Anliegen, den Austausch zu suchen. Wir glauben weiterhin daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg sind, mit Konflikten umzugehen.

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Boycott Pop-Kultur Festival - 23 August 2022

Pop-Kultur Berlin behauptet, das Logo von Apartheid Israel sei „auf unsere Website hochgeladen worden, nachdem … wir die Bestätigung der Unterstützung erhalten hatten“.

Erwarten die Organisator*innen des Festivals wirklich, dass die teilnehmenden Künstler*innen glauben, dass sie nach einer fünfjährigen Partnerschaft mit dem Apartheidstaat Israel erst wenige Tage vor dem diesjährigen Festival zugestimmt haben, diese wieder aufzunehmen?

Die Verachtung für die gebuchten Künstler*innen wäre schockierend, wenn sie nicht schon so typisch für das Festival wäre.

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Absage: Gigsta - 25 August 2022

Danke, dass ihr mich klar und direkt darauf aufmerksam gemacht habt. Ich habe meinen Auftritt bei Pop Kultur Berlin diesen Freitag abgesagt.

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Statement: Xenia Rubinos - 26 August 2022

Kürzlich bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass das Pop-Kultur-Festival finanzielle Verbindungen zum Staat Israel unterhält. Ich bin entsetzt darüber, dass das Festival diese Partnerschaft wieder aufgenommen hat, obwohl Künstler*innen, Aktivist*innen und die palästinensische Bevölkerung seit Jahren dazu aufrufen, diese zu beenden. Ich war mir dieser Situation keineswegs bewusst, bis ich auf meinem Flug war, um diese Tour zu beginnen. Wenn ich jetzt meinen Auftritt absage, würde ich mich finanziell verschulden, was ich nicht verkraften kann, so dass ich heute Abend schweren Herzens auf die Bühne gehe.

Ich möchte klarstellen, dass ich an der Seite der Aktivist*innen, Künstler*innen und Menschen in Palästina stehe. Ich fordere das Pop-Kultur-Festival auf, die Stimmen der Aktivist*innen in eurer eigenen Community zu stärken und gemeinsam mit mir die Menschenrechtsverletzungen und die systematische Unterdrückung zu verurteilen, die der Staat Israel gegen die Palästinenser*innen ausübt.

Mit schwerem Herzen,
Xenia

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Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI) - 26 August 2022

Palästinenser*innen danken den Künstler*innen, die das in Partnerschaft mit Apartheid-Israel verbundene Pop-Kultur Festival Berlin boykottieren

Mindestens vier Künstler*innen haben sich vom Festival zurückgezogen und schlossen sich fünfzehn weiteren an, die seit 2017 ihre Auftritte abgesagt haben.

Palästinenser*innen danken Lafawndah (und ihrem Bandmitglied Trustfall), Alewya, Franky Gogo und Gigsta für ihren Rückzug vom Pop-Kultur Festival Berlin, das mit dem Apartheidstaat Israel zusammenarbeitet.

Diese Künstler*innen reagierten in kürzester Zeit auf private und öffentliche Appelle von Menschenrechtsverteidiger*innen, die sie baten, die Absage ihrer Auftritte aus Solidarität mit den Palästinenser*innen in Erwägung zu ziehen.

Sie gehören zu den mindestens fünfzehn Künstler*innen, die sich seit 2017 von dem Festival distanziert haben aufgrund seiner absichtlichen Beschönigung des Apartheidregimes seines Partners Israel und der Massaker im belagerten Gazastreifen.

In einem vergeblichen Versuch, solche prinzipiellen Solidaritätsaktionen von Künstler*innen des Festivals zu verhindern, haben die Organisator*innen von Pop-Kultur Berlin die Wiederaufnahme dieser Partnerschaft bis vor wenigen Tagen unwiderlegbar verschwiegen.

Wir sprechen diesen Künstler*innen unsere Anerkennung aus für ihre Prinzipien und ihren Mut, dem Ruf der Unterdrückten zu folgen, trotz der unvermeidlichen finanziellen Verluste, die sie durch die kurzfristige Absage ihrer Auftritte erlitten haben.

Offensichtlich erschüttert von den zahlreichen, direkten Solidaritätsbekundungen mit den Rechten der Palästinenser*innen, sind einige deutsche Politiker*innen auf vertrautes Terrain des fest verwurzelten anti-palästinensischen Rassismus und der schamlosen, heuchlerischen Komplizenschaft mit Israels Verbrechen der Apartheid – einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit – zurückgefallen.

Klaus Lederer – stellvertretender Bürgermeister von Berlin, Kultursenator und Vorsitzender des Musicboard Berlin, das Pop-Kultur organisiert – beschrieb die Kampagne und die Künstler*innen, die das Festival boykottieren und ihre Kolleg*innen aufforderten, dasselbe zu tun, als „ekelhaft“. Er versprach seinen „entschlossenen Widerstand“.

Lederer, das sollte angemerkt werden, hat diese abscheulichen Drohungen seit mindestens fünf Jahren ausgesprochen, mit wenig Auswirkung, außer dass er den Ruf seines eigenen angeblich progressiven Musikfestivals ruiniert. Er und Claudia Roth – Staatsministerin für Kultur und Medien, die die Kampagne und die Künstler*innen, die ihren Aufrufen gefolgt sind, in ihrer Rede am Eröffnungsabend des Festivals verurteilte – sollten sich stattdessen auf ihre moralische Verpflichtung konzentrieren, ihre Komplizenschaft mit dem israelischen Apartheidregime zu beenden.

Wir bekräftigen unseren Aufruf zum Boykott des Pop-Kultur Festivals Berlin, einschließlich seiner Ausgabe 2023 und aller zukünftigen Ausgaben, in der es eine Partnerschaft mit Apartheid-Israel eingeht.

Jede deutsche Kultureinrichtung, die eine Partnerschaft mit dem Apartheid-Regime eingeht und versucht, Apartheid zu instrumentalisieren, die antipalästinensische Zensur ausübt oder anderweitige repressive Maßnahmen gegen unseren gewaltlosen Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit ergreift, muss mit ähnlichen Maßnahmen rechnen wie Pop-Kultur Berlin.

Quelle

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